Fremder Nachbar Osteuropa

. . . war die Überschrift eines Artikels den Arndt Lorenz und ich 2002 zusammen für die Zeitschrift des Vereins MitOst e.V. geschrieben haben. Zuvor hatten wir in einer kleinen, nicht repräsentativen, wissenschaftlich völlig unhaltbaren Umfrage Menschen zu Osteuropa befragt. Damals sagte jemand auf die Frage, was Osteuropa für sie/ihn bedeutet: „Immer noch der graue, ungewisse, unheimliche Ort“.  Und jemand anderes auf die Frage, ob sie/er dahin reisen würde: „Ich habe ein Problem mit der Kälte“. Daran hat sich 15 Jahre später gefühlt nicht viel geändert. Außer dass viele bei Polen und vor allem Ungarn noch an Nationalismus und Rechtsextremismus denken.

Frl. Hase in Sibirien

Als ich vor ein paar Jahren von Krim mit einer Lebensmittelgiftung nach Hause kam, hat der Arzt diese Möglichkeit sofort abgetan, eine Lebensmittelvergiftung bekommt man nur in heißen Ländern! Dass es 40°C hatte wollte er mich nicht glauben und auch das Argument, dass die Krim ja wie die Türkei (ein klassisches Badeurlaubsland) am Schwarzen Meer liegt, wollte er nicht gelten lassen. Gleich hinter der tschechischen Grenze gibt es riesige Schneeverwehungen – auch im August. Dass es sogar in Sibirien im Sommer warm wird, glaubt ohnehin kein Mensch.

Banden wie diese sind in ganz Osteuropa weit verbreitet

Als meine liebe Freundin Tine und ich vor drei Jahren nach Rumänien gefahren sind, hat uns gefühlt jeder zweite ausgeraubt, vergwaltigt und gemeuchelt im Straßengraben gesehen. Dass die Kriminalität in Rumänien noch niedriger ist, als bei uns – egal, was sind schon Zahlen und Statistiken. Tatsächlich sind wir 1x vom Taxifahrer übers Ohr gehauen worden (er hat uns statt 12 Leu, 30 abgeknöpft), andererseits haben uns aber auch Rumänen extra vom Busbahnhof zum Hostel gefahren, damit uns genau das nicht passiert und wir uns wohl fühlen.

Unheimliches Transsilvanien – Hermannstadt in der Morgensonne

Nach dem Urlaub habe ich einem Bekannten Fotos gezeigt: die hübschen kleinen Städte wie Sibiu (Hermannstadt) und Braşov, Kirchenburgen, Störche, mehr Störche und was man halt so besichtigt. Irgendwann kam die Frage, dass wir uns sicher nicht nach Transsilvanien getraut hätten. Ich, irritiert:“ Das ist alles Transsilvanien.“ Er total enttäuscht:“Och.“

Und auch vor dieser Reise bin ich mit Staunen (was machst du denn da?), Fragen (wo ist denn das überhaupt?) und vielen guten Ratschlägen (das ist es gefährlich, pass auf dich auf) bedacht worden.  Aber vielleicht kann ich zeigen, dass es auch im Osten schön ist und dass es sich lohnt, sich auch mal gen Osten aufzumachen.

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