Von Luzk geht es erst mal zurück nach Lviv. Ich habe nochmal fast 2 Tage hier, auf die ich mich sehr freue.
Ich treffe mich mit Wolodymir Kamyanets, einem Deutsch-Dozenten an der Uni von Lviv und Übersetzer. Er ist zufrieden mit der aktuellen politischen Entwicklung. Aber er möchte auch lieber über seine in der Tat spannenden Übersetzungsprojekte sprechen, als über die Politik und Wirschaft. Er besteht darauf mich auf ein Schnitzel einzuladen, mein Protest hilft wenig. Mir ist es total peinlich, dass ich nicht mal ein kleines Mitbringsel dabei habe.
Außerdem habe ich noch das ehemalige Untersuchungsgefängnis auf dem Programm, das von den Polen, den Nazis und den Sowjets genutzt wurde, jeweils – so die Historikerin, die einem holländischen Herrn und mir eine Führung gibt – um Anhänger der ukrainischen Unabhängigkeitsbewegung zu inhaftierten. Wobei das Gefängnis nach dem WWII und dem Zerschlagen der ukrainischen Unabhängigkeitsbewegung für sämtliche (politischen) Gefangenen genutzt wurde. Die engagierte Historikerin zeigt uns viel mehr als die Standardausstellung und empfiehlt Bücher.
Die sehr eindrückliche Ausstellung fokussiert sich auf den Stalinschen Terror in den ersten Jahren des WWII. Ich bin nach dem Besuch ziemlich erschüttert. Ich muss an die Lektüre von „Second Hand Zeit“ der Autorin Swetlana Alexievitsch denken und die in dem Buch oft gestellte Frage nach der Aufarbeitung.
Die restlichen Stunden in Lviv verbringe ich in diversen Cafés bei weiterer Lektüre zur Geschichte und einem erfreulicheren Buch („Open City“ von Teju Cole).
Und dann ist es tatsächlich Zeit, das schöne Lviv endgültig zu verlassen. Ich nehme mir vor, wiederzukommen und meine Zeit nur spazierend und lesend im Café zu verbringen.
