Der Norden Kyrgystans – Bericht aus dem Exkursionsleben

Die Kirgisien-Exkursion fängt Anfang Juni mit einer erfreulichen Überraschung an: ein Übersetzer ist ausgefallen, deshalb soll ich gegen einen erheblichen Rabatt einspringen. Ich habe zwar schon etliche Zeit nicht mehr gedolmetscht, genauer gesagt über 20 Jahre, aber der freundliche Organisator versichert mir, dass es nicht so genau gehen wird. Ich denke auch, dass eine Uni-Exkursion kein Staatsempfang ist und sage zu. Ich schwitze am Anfang erheblich, aber es ist tatsächlich so, dass die Dozenten die Arbeit mit Dolmetscher gewöhnt sind und keiner erwartet, dass ich 100% perfekte Arbeit abliefere.

Zu Gymnasialzeiten war für mich von allen langweiligen Fächern Erdkunde das langweiligste. Hätte mir damals jemand gesagt, dass ich mal in Kirgisien vor Steinhaufen stehen werde und dolmetsche aus welchen Erdzeitalter diese sind und wie sie sich zusammensetzen… Nun ja….

Die Exkursion selbst ist eine Uni-Exkursion mit 3 Gruppen, jeweils für Zoologie, Botanik/Forstwissenschaften und Geologie/Geographie. Dazu kommen allgemeine Vorlesungen zu Kultur, Geschichte und dem Leben heute. Die Mitreisenenden sind Studenten,  Berufsanfänger und ein paar ältere Semester. Entgegen meiner Erwartungen wird nicht so viel gewandert,  wir werden auch viel in 3 Offroad-Bussen herumkutschiert.

Geschlafen wird meistens im Zelt, wobei  der Luxus des 3-Personen-Zeltes auch einen ziemlichen Nachteil hat: der Auf-und Abbau, der jeden zweiten Tag anfällt, schafft es nicht in die Top 10 meiner Lieblings-Outdoor-Beschäftigungen.

Mit uns reist ein Küchenteam, das uns ganz hervorragend mit kirgisischer bzw. russischer  Küche versorgt. Es gibt schon morgens Kascha (Milchreis, Haferbrei, Gerstenbrei usw.) und selbstgemachte Marmelade. Mittags gibt es meist Picknick und abends immer warmes Essen mit viel Gemüse und einen Salat. Freunde von Koriander kommen voll auf ihre Kosten. Ich hingegen komme selten zu einer warmen Mahlzeit, da immer dann das Programm für den nächsten Tag gedolmetscht werden muss, wenn alle beim Essen versammelt sind.

Interessant ist, wie nach einer Woche Exkursionsleben – mit einem Wasserkanister als sanitäre Anlage -ein Banjabesuch große Teile des Trupps in völlige Euphorie versetzt. Wir sind halt doch verwöhnte Wohlstandskinder. Wer nicht weiß, was eine Banja ist: das ist eine Dampfsauna, in der man sich mit diversen Schüsseln und Kellen auch wäscht (Hier ist ein Link).

Jetzt kommen ein paar Bilder aus dem Exkursionsleben, wer sich enttäuscht fragt, wo die Highlights des schönen Kirgisens bleiben: gemach, gemach… Das Programm lässt wirklich kaum Zeit zu verschnaufen und ich muss erst mal alles sortieren und so aufbereiten, dass es für den/die werte/n Blogleser/in interessant ist. Ich vermute stark, dass sich niemand brennend für jedes Detail der kirgisischen Geschichte interessiert oder alle Bodenschatzvorkommen wissen möchte.

Home Sweet Home – leider unscharf.
Der Exkursionsleiter Wjatscheslav Petschkin erzählt einen Witz, ich versuche ihn zu dolmetschen
Die  Helden der Schotterpiste (Alymkul, Timurbek, Talai und Dshumabek). Hier ist jeder Fahrer auch Mechaniker und Alleskönner. Im Hintergrund ist der Geologenbus.
Abendstimmung im Hintergrund, Toiletten-Zelt im Vordergrund
Die Köchinnen Angela und Bachtegul füttern die hungrige Meute
Plov (ein usbekisches Gericht Reis mit Gemüse und Fleisch) sieht im Campingplastik nicht ganz so schick aus, ist aber lecker.
Picknick auf 4070 m Höhe
Die sanitären Einrichtungen, es gibt aber auch 1x pro Woche Banja (russisches Schwitz-Waschbad)
Der Küchenbus schafft es auf einer Fahrt 6x liegenzubleiben (trotzdem gehen wir dank der Küchenheldinnen nicht hungrig ins Bett)

 

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