Kyrgyzstan – und schon vorbei

Die nächsten Tage nach der Exkursion verbringe im Hostel von Stephan Flechtner, der zusammen mit seiner Frau Dshamilja die Exkursion organisiert hat und eine Umwelt NGO in Bischkek leitet. Das Hostel ist so schön, dass ich mich kaum aufraffen kann, weiterzuziehen

Zum Schluss noch ein paar abschließende Gedanken und Informationen zu Kyrgystan. Eine Frage, die immer kommt wie das Amen in Kirche, ist, wie gefährlich es ist. Ich würde sagen, am gefährlichsten sind die Gehwege in Bischkek, vor allem abends muss man aufpassen, dass man nicht in einem Schlagloch oder der Kanalisation verschwindet. Ansonsten fühle ich mich nicht besonders gefährdet.

Eine Frage, die mich interessiert, ist wie es den Menschen geht und was was kostet. Kyrgyztan ist eine der ärmsten ehemaligen Sowjetrepubliken. Es halten alle gut zusammen, dadurch gibt es sehr wenig offenkundiges  Elend, aber der allgemeinene Lebensstandard ist bescheiden (was nicht heißt, dass nicht trotzdem auch SUVs durch die Straßen fahren). Ein Beispiel: ein Unidozent verdient um die 15.000 Som. Für einen kleinen Einkauf (1 Stück Butter, 1 kl. Fladenbrot, 2 Stück Käse, 1 Bier, 1 Mineralwasser, 1 Deo und 1 Zahnbürste)  zahle ich 1.400 Som, wobei das Deo unverhältnismäßig teuer ist. Umgerechnet auf unsere Verhältnisse bedeutet das, dass die paar Sachen ca. 140 Euro kosten würden.

Eine weitere Frage, die ich persönlich interessant finde, ist das Verhältnis zur Sowjetunion. Während der offizielle Tenor in der Ukraine war, dass in der Sowjetunion alles schlecht war, blicken in Kyrgyzstan viele mit Wehmut zurück, vor allem die noch verbliebenen Russen. Aber auch die Kirgisen sagen, dass vieles besser war, die kostenlose Ausbildung, das Gesundheitswesen, die Kinderbetreung, die Sicherheit in den nächsten Tag. Der Historiker Sergej Iwanow bringt es folgendermaßen auf den Punkt: „Wir sind in einem System Schlafen gegangen und in einem anderen aufgewacht, aber unsere Mentalität ist die gleiche geblieben, der Mensch stellt sich nicht so schnell um.“ Ich kann seine Einstellung verstehen, auch wenn wir uns bei der Bewertung des Stalinschen Terrors, der Deportationen und Zwangssesshaftmachung nicht einig sind. Nach den Wirren und der Verarmung weiter Teile der Bevölkerung  in den 90ern kann ich durchaus nachvollziehen, dass das Grau und der Mangel der Breschnew-Jahre verklärt werden.

Der Zerfall der Sowjetunion hat auch zu durchaus absurden Situationen geführt, überspitzt gesagt, wurde in der UdSSR in jeder Sowjetrepublik ein Teil eines Fernsehers produziert und das ganze irgendwo zusammengeführt, nach dem Zerfall der Sowjetunion sind die neuen Staaten plötzlich auf den Einzelteilen sitzen geblieben. Früher waren die mitelasiatischen Republiken z.B. zu einem Stromnetz zusammen geschlossen. Als aus den Republiken eigene Staaten wurden, haben die Usbeken den Kirgisien erst mal den Strom abgedreht und die Kirgisen als Retourkutsche den Usbeken das Wasser.

Wie sich alles weiter entwickelt – wir werden sehen.

Kirgisin mit Smartphone – wie überall auf der Welt
Der Lenin wurde nicht abgeschafft, sondern nur vom Hauptplatz hinter das Historische Museum gestellt und zeigt nicht mehr in die glückliche Zukunft, sondern auf die American University of Middle Asia.
Gastfreundschaft wird groß geschrieben – Hirten haben uns eingeladen, dass wir unsere Wanderbrotzeit bei Ihnen einnehmen und bewirten uns mit Tee und Kumis (vergorene Stutenmilch)
Die Frau vor der Jurte verarbeitet Wolle. Ihre Enkelin hat falsche blaue Fingernägel (leider habe ich kein Bild)
Trockenobst auf dem Basar.
Gewürze auf dem Basar – ich weiß, dass ich seit 20 Jahren die gleichen Basar Bilder mache…
Auch dieses Motiv kennen viele schon
Die Blauracke – einer der schönsten Vögel des Landes. Das Bild hat keinen Bezug zum Beitrag, aber der Vogel ist sehr schön und im Folgenden schreibe ich nichts mehr zu Kyrgystan(Foto: Sebastian Steibl)

 

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