Almaty – es gibt doch etwas zu sehen

Ich habe ganz vergessen, ein paar Fakten über Kasachstan zu liefern. Dies sei hiermit nachgeholt: Kasachstan ist ein Binnenstaat zwischen dem Kaspischen Meer im Westen und dem Altai-Gebirge im Osten. Er liegt überwiegend in Mittelasien, etwa 5,4 Prozent der Landesfläche werden Osteuropa zugerechnet.

Die Grenze zu Russland ist die einzige Nordgrenze des Landes und über 7.000 km lang. Im Süden grenzt Kasachstan an Turkmenistan, Usbekistan und Kyrgyztan und im Südosten an die Volksrepublik China. Diese Grenze ist knapp 1.600 km lang. Bereits im Altertum entstanden auf dem heutigen Gebiet Kasachstans verschiedene Reiche.

Im Land leben ca. 18 Mio Menschen, die Bevölkerungsdichte liegt bei 7 Menschen pro qkm. In Kasachstan gibt es viel Steppe, Wüste und Berge, der höchste ist der Khan Tengri mit 7010. In den Steppenseen bei Astana gibt es die nördlichste Flamingokolonie der Welt.

Die Kasachstan schreiben wie die Kirgisen auch in ihrer Landessprache kyrillisch. Vor der Sowjetunion waren beide Völker Nomaden und hatten keine eigene Schriftlichkeit, was für die Sowjets natürlich schlecht war, so kann man die Menschen weder ausreichend mit Propaganda beglücken, noch die Industrialisierung voran treiben. Da die Völker Muslime sind, wurde zunächst auf die arabische Schrift gesetzt, die sich aber  aufgrund ihrer Komplexität als wenig geeignet erwiesen hat, die gesamte Bevölkerung schnell zu alphabetisieren. Also wurde auf die lateinische Schrift umgestellt. Blöderweise führte Atatürk in der Türkei kurz darauf auch das lateinische Alphabet ein und es war zu befürchten, dass aufgrund der Ähnlichkeit der Sprachen die pantürkische Idee Fuß fassen könnte. Also wurde schließlich und endlich das kyrillische Alphabet eingeführt.

An einem der ersten Tage in Almaty mache ich etwas, von dem ich eigentlich von vornherein weiß, dass es keine gute Idee ist: ich fahre zum Tscharyn-Canyon, in dem ich vor  20 Jahren mit meiner Freundin Nina und deren Bekannten gezeltet habe. Ich war damals total überwältigt von dem Canyon und der Einsamkeit des Ortes. Heute ist der Canyon immer noch beeindruckend, aber nicht mehr einsam. Der Canyonbesuch kostet Eintritt und jede Agentur in Almaty für westliche Touristen bietet eine Übernachtungstour an. Zu allem Überfluss verwickelt mich der Fahrer in der stundenlangen Fahrt hin und zurück in mein „Lieblingsgespräch“, was welche Automarken bei uns kosten und welche neuen Modelle es gibt. Da hat er sich die richtige Expertin ausgesucht.

Ein anderer „Erinnerungsbesuch“ ist dagegen ausgesprochen nett, nämlich der in der neu resturierten Banja „Arasan“.  Die Arasan wurde anlässlich eines Besuches von Breschnew in Almaty gebaut und galt als Vorzeigeobjekt in Mittelasien. Es gibt natürlich eine russische Banja, zudem ein türkisches Dampfbad und eine „östliche“ Sauna, in der man in verschiedenen Räumen auf verschieden heißen Steinen herumliegt. Was soll ich sagen… es kann schlimmer kommen. Hier geht es zur Bildergalerie.

Außerdem besuche ich noch das zentrale Museum, in dem ich zusätzlich zum üblichen Eintritt noch ein Ticket zu einem Saal mit Gold der Skythen/Saken kaufe. Auf der Tafel steht, dass es Erklärung in Russisch und Englisch gibt. Als im Saal eine kleine resulte Dame auf mich zukommt, ahne ich, was mit „Erklärungen“ gemeint ist, nach über 2 h entlässt mich die nette und extrem kompetente Dame bestens informiert und erschöpft wieder. Es gäbe noch interessante Räume über das Nomadenleben und über die verschiedenen Völker, die nach Kasachstan deportiert wurden oder einfach so herkamen (Russen, Ukrainer, Deutsche, Juden, Tataren, Tschetschenien, Inguschen, Tschuwaken…). Außerdem gibt es eine komische Ausstellung über einen saudischen Märtyrer, die aber nur auf Arabisch und Kasachisch ist und auf eine weitere Führung auf Russisch habe ich echt keine Lust mehr.

Was in Almaty auf keinen Fall fehlen darf, ist eine Wanderung in die nahen Berge. Ich entscheide mich für die bequeme Variante und schwebe mit der Seilbahn auf über 3.000 m Höhe. Von dort aus geht es dann weiter zu Fuß über Steinfelder und Geröll zu einem  Gletscher. Unterwegs treffe ich die charismatische Lehrerin Elena, die auch in den Ferien mit ihren Schülern Wanderungen macht und verschiedene ökologische Projekte leitet. Da es zuzieht und hagelt, schließe ich mich der fachkundigen Führung  gerne an.

Der Charyn-Canyon
Nochmals der Canyon
Das ist ein sehr gut sortiertes und recht mysteriöses Museum, es ist unter einer Parfümerie und kostenlos. Weder gibt es von außen einen Hinweis auf das Museum, noch wird drinnen gesagt, wer hinter dem Museum steht.
Das zentrale Museum hat eine sehr sowjetische Kantine, in der es eine sehr leckere Sauerampfersuppe gibt.
Der Gletscher im letzten Sonnenlicht
Nebelschwaden auf 3.800 m
Elena und ihre Schüler laden mich zum Picknick ein. Mit einer ollen Stulle wie wir rückt hier keiner an. Zum Glück habe ich recht teuere Kekse dabei, die gut ankommen.

 

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